Es geht weiter – aber nicht so richtig. Das größte Problem ist diesmal nicht die Wand, sondern die Farbe. Die spezielle nämlich, die ich ausgesucht und auch schon auf einer Seite der Laube verwendet habe, ist schwerer zu finden als der heilige Gral, Atlantis und das letzte Einhorn zusammen. Die Herstellerfirma Moco verweist mich an eine Westberliner Firma für Schreinereibedarf. Die zucken erstmal fernmündlich mit den Schultern, verbinden mich mit ihrer Lackzentrale, wo ebenso ausgiebig mit den Schultern wird und sie sagen: „Ham wa nüscht.“
Die freundliche Dame von Moco stellt mich darauf hin vor die Alternative nach Mariendorf oder Biesdorf/Mahlsdorf zu fahren, dort gebe es auch einen Händler. Ich entscheide mich für Biesdorf/Mahlsdorf, rufe bei Holz Possling an, einem „Berliner Holz- und Baustoffhändler mit ausgeprägtem Baumarktprogramm“. Dort hat man ein offenes Ohr und bietet mir an, dass ich dort hinkommen und die Bestellung vor Ort tätigen solle, worauf die Ware an meine Privatadresse geschickt würde.
Ich fahre dorthin, in Treu und Glauben, dort wüsste jemand, wie solche Dinge laufen. Natürlich tut das keiner. Der Mann an der Lack- und Lasuren-Theke schaut meine mitgebrachte Dose an wie die Höhlenmenschen in „2001“ den schwarzen Monolithen. „Also ich bin ja ooch schon ne Weile hier, aber so wat hab ick noch nüscht jesehn.“ Na super. Ich habe angerufen, sage ich. Man hätte mir gesagt, sie könnten das bestellen. Er tätigt einen Anruf. „Moco, kennste ditte? Lignucolor? Nordisch Rot?“ Offensichtlich nicht. Er fängt an, im Internet zu suchen. Ich sage ihm, das habe keinen Wert, das hätte ich schon getan. Er sucht weiter, klickt sich durch das komplette Internet, wirft ab und an einen Blick auf die leere Farbdose, schaut die Gänge entlang, ob jemand kommt, der ihm helfen kann. „Ham se noch wat zu erledijen hier?“, fragt er. Habe ich nicht. Nach fünf Minuten kommt eine Frau, die ihren Jussi Adler-Olsen-Krimi auf die Theke legt und keinen Hehl draus macht, dass sie lieber weiterlesen würde, statt sich hier mit Leuten rumzuschlagen, die eine ganz spezielle Farbe wollten. „Holzfarbe ham wa“, sagt sie. Ich: „Aber diese nicht?“. Hat sie nicht. Auch diesen Ton eines anderen Herstellers nicht. Ich hätte ja schon eine Seite gestrichen sage ich, das würde ja doof aussehen. „Moco?“, fragt sie. „Moco“, sage ich. „Ham wa nüscht“, beendet sie die Konversation. Romane von Jussi Adler-Olsen sind für gewöhnlich eher lang. Hatte ich erwähnt, dass Holz Possling mit seinem freundlichen Service wirbt?
Wieder zu Hause rufe ich nochmal meinen Erstkontakt bei dem freundlichen Holzhändler an, dessen Nummer und Namen ich natürlich nicht mit bei hatte. Der staucht mich erstmal zusammen. Er habe doch ausdrücklich gesagt, dass er die Papiere für die Bestellung am Kundenservice abgelegt hätte.
Von der netten Moco-Frau versuche ich jetzt den Holzhändler in Mariendorf in Erfahrung zu kriegen.
Gar nicht so einfach, eine Wand zu streichen.