Schnecken

Muss ich erwähnen, dass ich Schnecken hasse, verachte und verabscheue? Ein jedes Schneckentier, das sich in unsere eher längliche Parzelle verirrt, macht Bekanntschaft mit meiner Gartenschere. Das ist kein schöner Anblick, wenn nach einem präzisen Schnitt von links und rechts das Gekröse herausquillt. Aber habe ich Einladungen verschickt, auf denen steht: „Blutjunge Zucchini-Pflanzen! Lecker! All you can eat – for free“? Habe ich das? Nicht dass ich wüsste.
Stattdessen pilgern diese klebrigen, schleimigen, schlonzigen Bastarde aus allen vier Ecken in diese fünf Quadratmeter Erde, die wir sinnvoll zu bebauen gedenken.

Hier eine kleine Chronik der schneckösen Schandtaten bislang:
Kürbis (vorgezogen und vor Ort gesät): Ratzeputz bis auf den, manchmal auch mitsamt , Stiel abgefressen.
Rosenkohl (gesät): Sadistisch verstümmelt, notdürftig am Leben erhalten, nur um jedes neue Blättchen sofort wieder zu zermalmen.
Zucchini: Zu Bröseln verarbeitet, Nabelschnur angefressen, die sich tapfer weiter dahinschleppende Pflanze dann sukzessive und bösartig zerstört.
Kohlrabi: Schon im Larvenstadium ausgehöhlt.
Erdbeeren: Lass und damit am besten gar nicht erst anfangen.
Paprika: Jungpflanzen zu einem Menetekel der Erbärmlichkeit entstellt.
Gurken: Hort täglicher Heimsuchung. Jede noch so zaghafte Blüte: Brutalst, zernagt, zerkaut und abgefressen.

So schlimm ist es mittlerweile um unser schneckenverseuchtes Areal bestellt, dass die Nachbarn bereits von ihrer Grundstücksgrenze aus Schneckenschutzzäune zu uns herüber bauen. Ein warnender Aushang am Vereinskasten ist eine Frage von Tagen. Und erst gestern musste ich entdecken: Die Pöschels von Parzelle 16 müssen in einer Nacht- und Nebelaktion großzügigst entlang unserer Grundstückgrenze Schneckenkorn gestreut haben. Nicht etwa auf ihrer, sondern auf unserer Seite. Zentimeterdick liegt da ein blaukörniger Schutzwall gegen unsere Schneckenzuchtanstalt. Wir sind hilflos. Und beschämt.
Denn wenn ich unserer Tochter, die gerne die überall herumkriechenden Tierchen in die Arme nimmt, selbige mit spitzer Schere und eindeutiger Absicht abnehme, dann fragt sie danach: „Wo Schnecke hin?“ Ich lüge gerade heraus: „Die spielt jetzt auf der Wiese.“ Es ist entwürdigend.

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