Herrentag

Der Weg führte am Vatertag durch fremder Kolonien Gärten. Dass dort auch nur mit Wasser gekocht wird, zeigte der durch Fahrradunterstützung erhöhte Blick über die Hecken, bei deren Anblick Gartenfachberater und „Heckenpolizist“ Jochen Linke aus der nach wie vor unerreichten Serie Die Laubenpieper von Pankow einen Blutsturz erlitten hätte. 1,50 bis 1,80 Meter ragte der Bewuchs teils in die Höhe, eingemauert waren so viele Parzellen.

Wo man reinlinsen konnte, das ewig gleiche Bild: Grill, Pool, Alibi-Tomaten.
Dann aber ein Blick ins Vereinsleben: Die Väter hatten sich den „Herrentag“ sauer verdient. DJ Mirco sorgte schon am späten Vormittag ordentlich für Stimmung. Grillschwaden zogen die Wege entlang. Das aber kein Vergleich zu den Orgien im Treptower Park: Eine Nebelbank hatte sich dort festgesetzt, Männer lagerten wie die sprichwörtlichen Hunnen, die bemitleidenswerte Belegschaft der nahen Tankstelle hatte mit lauthals Nachschub einforderdernden Trupps tätowierter Menschen ihre liebe Not.

Unsere Sympathie galt aber dem jungen Mann auf dem Stromverteiler-Kasten. Gerade als wir vorbeifuhren, wachte er auf. Vermutlich hatte er dort oben geschlafen. Unbeschuht und weitgehend orientierungslos fragte er uns, welchen Wochentag wir wohl hätten, sprang herunter und stakste davon wie ein Insekt, dem man zwei bis vier Beine ausgerissen hatte.

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